Mit dem Schuljahresende am letzten Schultag endet an der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim ein Ära. Nach knapp 24 Jahren Wirkung an der THRS, davon 20 als Realschulrektor bzw. Schulleiter, verlässt Jürgen Wolf „seine“ Realschule in Hockenheim in Richtung Ruhestand.

Wolf, jetzt 66 Jahre jung, hätte bereits vor einem Jahr den Ruhestand antreten können, mitten in der Coronazeit. Er blieb, hängte noch ein Verlängerungsjahr dran, nicht zuletzt weil er sagt: „Ich konnte die Schule doch nicht einfach hängen lassen.“ – Nun ist es so weit: Jürgen Wolf geht und wird wohl eine große Lücke hinterlassen.

Am 16. September 1998 kam der dienstälteste Schulleiter Hockenheims an die Theodor-Heuss-Realschule. Der gebürtige Nußlocher war zuvor in Richtung Schwaben aufgebrochen, in dessen Hauptstadt mit der Schloss-Realschule Stuttgart auch die bisherige Wirkungsstätte lag. Aber den Kurpfälzer verschlägt es zurück in die alte Heimat. 1998 geht er zunächst als Konrektor nach Hockenheim, zunächst unter Rektorin Keller und – damals bereits eine Institution: Sekretärin Ulrike Held.

Während seiner Anfangszeit als stellvertretender Schulleiter war er auch Ausbilder bzw. Mentor frischer Junglehrer – einer seiner damaligen Schützlinge gehört mittlerweile auch schon länger zum pädagogischen Grundinventar: Chemie-, Technik, Mathe- und IT-Lehrer Dipl. Ing. Kai Weigerstorfer – einer der Vorreiter des IT-Profils an der THRS.

Überhaupt hat Jürgen Wolf der Schule seinen Stempel aufgedrückt: Die Profile des bilingualen Zuges, der aus der PC-Klasse erwachsene Informatik-Zug oder die Bläser-Klasse sind „seine“ Kinder, die die THRS als stärken- und leistungsorientierte Realschule bis heute auszeichnen – trotz der Verwerfungen im Bildungsbereich in den letzten Jahren. „Anders als die Gymnasien bietet die THRS das G9 an!“, meint Wolf provokant und spielt damit auf die Möglichkeit an, nach 10 Jahren und einem guten Realschulabschluss über die berufsbildenden Gymnasien, z.B. die Carl-Theodor- oder die Erhard-Schott-Schule in Schwetzingen nach 13 Schuljahren ein normales Abitur zu machen. „Sowohl die Anmelde- als auch die Übergangszahlen geben unserem Weg recht“, sagt er und ist natürlich schon stolz über die Platzierung der THRS in der regionalen Bildungslandschaft. Nur eines weiß er auch: leichter wird es wohl nicht. Eine immer größere Heterogenität der Schülerschaft („Wir haben jeweils ein Drittel gymnasial-, realschul- und hauptschulempfohlene Kinder pro Jahrgang“), der sichtbar unreflektierte Umgang mit Smartphones und Social Media und fehlende Basiskompetenzen auch im sozialen Miteinander sieht Wolf als zentrale Herausforderungen von Schule.

Seit dem 1. Mai 2002, dem Tag der Arbeit – scheinbar ein Fingerzeig – trägt er den Titel „Realschulrektor“, die in Baden-Württemberg geläufige Amtsbezeichnung des Schulleiters an Realschulen – die alten aber geläufigeren Titel „Studienassessor“, „Oberstudienrat“ oder eben „Oberstudiendirektor“ gibt es nur am Gymnasium und stünden dem bescheidenen Schulleiter auch nicht.

„Wir an der THRS leben hier eine Kultur des Möglichmachens“, sagt auch Robin Pitsch, noch Konrektor und Stellvertreter seines Chefs Wolf. Auch er wird seinen Posten als Konrektor freigeben, auf eigenen Wunsch wird er zum neuen Schuljahr als „normaler“ Lehrer wirken. „In seiner positiven, ermunternden und würdigenden Art konnten Lehrkräfte pädagogische, gestalterische und strukturelle Ideen umsetzen, bei Herrn Wolf fand man immer ein offenes Ohr“, reflektiert er über seinen Chef, der einer der ersten war, die morgens kamen und oft immer der Letzte ist der aus der Schule geht. „Engagement, Herzblut, Ideen“, sind Schlagwörter, mit denen er die Arbeitsweise seines Chefs beschreiben würde. Eine der Ideen war auch die Entwicklung des HeussLabs an der THRS, dem digitalen Makerspace, einem digitalen Möglichkeitslabor, das dem Umgang mit Digitalisierung an der THRS voranbringen soll.

Auch Schulsozialarbeiter Tim Molina Ruiz, dereinst selbst Schüler von Wolf, hat sein Bild über ihn geändert. „Ich kannte Herrn Wolf natürlich früher als Schulleiter, viel gesehen hat man ihn nicht, und wenn, war das oft in Gesprächen, in die man nicht gerne reinwollte“, erinnert er sich. Heute, als Schulsozialarbeiter sieht Molina Ruiz immer noch die Schülerseite und gibt Hilfsangebote bei allerlei schulischen und persönlichen Problemen. Er resümiert: „Herr Wolf sieht immer das Gute in seinen SchülerInnen und kennt deren Perspektive. Er sucht Lösungen und Wege. Er sagt immer, kein Kind dürfe verlorengehen – diesem Spruch bleibt er sich in jedem Gespräch treu.“

Nun geht „der Lotse von Bord“, wie schon über Bismarck geschrieben wurde. Und seine Nachfolgerin steht bereits fest – auch sie hat eine THRS-Vergangenheit: Marion Marker-Schrotz, aktuell Schulleiterin an der Realschule Neckargemünd, tritt in Wolfs Fußstapfen. Die kennt sie gut. Vor ihrem Gang an Neckar und Elsenz war sie Konrektorin an der THRS und entwickelte mit Wolf zusammen die Profile Bili, IT und Bläser. Sie kennt also die Stärken ihrer neuen alten Schule und sie kennt die Herausforderungen der nächsten Jahre. 

Jürgen Wolf wird am Mittwoch, dem letzten Schultag feierlich inmitten der Schulgemeinschaft und in Anwesenheit von Ehrengästen verabschiedet.