„1,5 Grad zum Ziel!“, heißt zurzeit die weltweite Devise der Regierungen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs im aktuellen Klimawandel. Auch die Klasse 10b der Theodor-Heuss-Realschule fand sich mit ihrer Lehrerin Anke Schubert unter gleichem Titel zum Planspiel „World Climate Simulation“ im Bürgersaal des Hockenheimer Rathaus ein.

Die Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung, die den Workshop leiteten, gaben zunächst einen Input in die im wahrsten Sinne des Wortes „heißen“ Themen: Treibhausgase, Ursachen, wer Emissionsproduzenten, Notwendigkeit des 1,5-Grad-Ziels sowie ganz allgemein der Klimawandel und seine Auswirkungen.

Beim Planspiel selbst simulieren die Schülerinnen und Schüler dann eine UN-Vollversammlung und werden hierfür Regionen und Länder eingeteilt, die dann selbstständig ihr jeweiliges nationales Klima analysieren, bevor dann die Vollversammlung eröffnet und das Ziel (maximal 1,5 Grad Celsius Temperaturerhöhung bis ins Jahr 2100) formuliert wird. Und wie in der echten großen Politik werden die weiteren Zusammenhänge deutlich, natürlich mit widerstreitenden Interessen in verschiedenen Bereichen: Forstwirtschaft, Energieerzeugung, grüner Klimafonds, Wasserproblematik, Klimaflüchtlinge, Emissionsminderung, Investitionskosten. Die Schüler diskutieren hier mal locker über 100 Milliarden Dollar pro Jahr und wollen natürlich ihr vertretenes Land nicht schlechter dastehen lassen als die anderen.

Es folgt ein Schlagabtausch zwischen den verschiedenen Gruppen, die teilweise konträre Meinungen und Forderungen haben. So möchte ein Schüler aus der Gruppe der kleineren Industriestaaten seinen Geldbeitrag im Klimafonds reduzieren und bekommt zu hören: „Es ist auch dein Planet.“

Gegen Ende des Planspiels: Immer noch keine Einigung. Dies soll laut Julia Wießmann, freie Mitarbeiterin der Landeszentrale, verdeutlichen, wie schwierig eine Einigung bei so vielen teils kontroversen Ausgangspositionen und Forderungen ist. So gäbe die UN-Generalversammlung am Ende auch nur Empfehlungen ohne rechtliche Bindung, das könne nur der UN-Sicherheitsrat könne rechtliche bindende Entscheidung festlegen.

Am Ende wurde klar, wie schwierig (oder unmöglich?) es ist, das Ziel der 1,5-Grad-Temperaturanstieg ist – und das sogar nur bei einem Planspiel. „Man lernt die Gründe der Länder kennen, warum es nicht klappt, warum es am Ende keine Lösung gibt. Es ist auch anstrengend, da jedes Land ja seine eigenen Ziele verfolgt“, resümiert Schülerin Hannah Bühler.

Für jedes einzelne Land sei es schwierig, sich an Klimaziele zu halten, da ja auch die Wirtschaft nicht geschädigt werden soll, da sich dies wiederum auf den Wohlstand auswirkt. Ein Teufelskreis ohne Ausweg? Als einen der Ansätze schlug die Klasse vor, Windkraft und Solarenergie ausbauen.

Auch das „Ändern im Kleinen“ sei eigentlich unumgänglich: Lebensmittel nicht wegwerfen, Fleischkonsum überdenken, Regionales und Saisonales Einkaufen, weniger Plastik, privates Umdenken, auf alle Fälle: kein Weiter, wie bisher.

Das Feedback der Schülerinnen und Schüler war ausnahmslos positiv aber auch nachdenklich: „Ich habe mich da noch nie so richtig informiert. Aber in Zukunft werde ich da öfters drauf schauen“, sagt Charlotte Kraemer. Und ihr Mitschüler Lenny Münd meint: „Es war cool, die Perspektive zu wechseln. Diskussion hat die Komplexität gezeigt, wie schwierig das im realen Leben sein kann.“

Ein Dank gilt auch Christian Henninger, der seitens der Stadtverwaltung zum Gelingen dieses besonderen Praxis-Lern-Workshops beigetragen hat.

Auch Klassen- und Gemeinschaftskundelehrerin Anke Schubert ist begeistert: „Das Planspiel hat die Schüler mit der Komplexität und dem Perspektivenwechsel herausgefordert, das geht im normalen Unterricht nicht immer. Aber auch ich habe etwas dazu gelernt: wie man verhandelt, wie schwer es ist, sich auf etwas zu einigen, selbst wenn man gute Argumente hat. Für die Schülerinnen und Schüler war das auf jeden Fall ein Lerngewinn!“