Überraschtes, verwundertes, erstauntes, lautes „Ahhh“ und „Iiiihhh“ hörte man erst kürzlich aus dem NWA-Laborraum der Theodor-Heuss-Realschule in Hockenheim. Im Raum selbst dann: großer Bahnhof der Biologie-Gruppe der 5a mit ganz außergewöhnlichen Unterrichtsgästen. Interessiert und Staunend erkundeten die Schülerinnen und Schüler das Verhalten einer ziemlich groß geratenen, aber ungefährlichen Kegelschneckenart.

Acht Exemplare dieser in voller Schleimeslänge über 20 Zentimeter großen Weichtiere hatte BNT-Lehrerin Dagmar Paris mitgebracht. „Ein wichtiges Unterrichtsprinzip ist das praktische Beobachten der Natur, das Aufschreiben und Protokollieren der Versuche und Feststellen der Ergebnisse“, sagt sie. Dabei ist der Begriff „Versuch“ oder „Experiment“ etwas falsch gewählt, denn tatsächlich experimentiert wird mit den Schnecken nicht. „Die Kinder beobachten das Verhalten der Schnecken, Lernen an diesen großen Exemplaren den Aufbau und die Funktion verschiedener Organe.“ Und eine Funktion konnte man erstaunlicherweise nicht in Zeitlupe sehen, sondern ziemlich genau und verhältnismäßig schnell. So hatte eine dieser Großschnecken in ziemlich kurzer Zeit mit ihrer Raspelzunge einen Großteil eines Salatblattes vertilgt, das die Tiere als Futter bekamen. Da die Schnecke in einer großen Petrischale betrachtet wurde, konnten die Schüler ziemlich gut den Prozess des Fressens beobachten.

Daneben bauten die Schüler mit den Mitteln des „Versuchs“ den Lebensraum der Schnecke nach: so imitierte eine Brücke aus einem Glasstäbchen die dünnen Äste in der feuchten Waldumgebung, in der Schnecke lebt. „Am Glasstäbchen erkennt man die Fähigkeit der Schnecke, sich mit Hilfe ihrer flexiblen Muskeln und ihres Schleims festzuhalten ziemlich gut“, beobachtet Leonard.

Überhaupt schleimt es überall im Labor: eine Schnecke hat sich selbstständig gemacht und zieht eine Schleimspur über ein Arbeitsblatt. Und ganz Mutige dürfen sich das schleimige Tier auf den Arm setzen – und auch das führt wieder zu „Aaahhh“s und noch mehr zu „Iiiiihhhh“s.

„Nach der Stunde kommen die Schnecken wieder zurück in ihr Zuhause“, sagt Lehrerin Dagmar Paris, die die Weichtiere aus der didaktischen Werkstatt in Heidelberg mitgebracht hat. „Dort kommen sie nach Unterricht wieder hin. Dort werden die Tiere gehegt und gepflegt und vermehren sich auch.“ Die Ausleihe für Beobachtungszwecke mache den Tieren nichts aus, sie erkunden das Labor so wie sie ihren Lebensraum erkunden. Der wesentlichste Unterschied der Haltung in Gefangenschaft in ihrem Terrarium an der Pädagogischen Hochschule ist das Fehlen von Fressfeinden – ein, zumindest für Schnecken, eher positiver Nebeneffekt.

Und die Schüler staunen. Und sie tun dies wirklich bis zum Schluss der Doppelstunde. Und am Ende gehen alle am Unterricht Mitwirkenden hinaus und jede und jeder hat das Gefühl: heute habe ich viel gelernt. „Am Anfang war das Staunen“, sagte auch bereits der griechische Philosoph Platon.