Weil die Social Media, Influencer, Fotofilter, Virtual Reality, sexualisierte Inhalte, suchtmachende Spiel, Fake News und weitere bedenkliche Inhalte oft nahezu filterlos auf Schülerinnen und Schüler einprasseln, die fast durch die Bank fast alle ein Smartphone besitzen und nutzen, ergriff der Elternbeirat der Theodor-Heuss-Realschule die Initiative und veranstaltete eine Vortragsreihe mit Workshop zum Thema „Smartphones – Risiken und Nebenwirkungen“.
Das Smartphone mit all den digitalen (Un)Möglichkeiten ist allgegenwärtig und alltäglich – gerade auch an Schulen. „Wer erinnert sich schon regelmäßig und bewusst an die Anfangszeit der Handys, oder gar an die Zeit davor? Anfänglich hohe Kosten fürs Telefonieren und zum Schreiben von SMS, schwere brockenartige Geräte mit rudimentärer Antenne. Mit der Vorstellung des ersten iPhones im Jahre brach 2007 eine neue Ära an, die längst die Klassen- und Kinderzimmer erreicht habe, vergleichbar in etwa mit der Erfindung der Dampfmaschine“, beschreibt Schulleitern Marion Marker-Schrotz die Entwicklung.
Spätestens ab Klasse 5 hätte, so Marker-Schrotz, fast jedes Kind ein Smartphone, welches zum Chatten, Spielen und Surfen einlädt. Ganz bewusst definiert sich dabei die Theodor-Heuss-Realschule als „Handy-frei“, was speziell auch die Nutzung in den Pausen betrifft. Einige der Klassen sind „offiziell“ mit iPads ausgestattet, bisweilen werden auch die meist mitgeführten Smartphones der Schülerinnen und Schüler unter Aufsicht der Lehrkräfte in den Unterreicht „eingebaut“, um mal etwas zu übersetzen, nach einer Erklärung auf Wikipedia zu suchen oder ein Quiz durchzuführen. Der Nutzen dieser „Taschencomputer“ ist unbestritten, und die Kinder sollen natürlich auch den Umgang mit den Geräten sinnvoll erlernen.
Neben der notwendigen Anleitung und Begleitung durch die Eltern wird auch an der THRS im Fach „Medienbildung“ auf viele Aspekte eingegangen. Neben den vielen Vorteilen müssten aber auch die „Risiken und Nebenwirkungen“ benannt und diskutiert werden.
Digitale Endgeräte sollen durch ihren Einsatz Lernkatalysatoren sein. Leider seien sie stattdessen oft Lernverhinderer – meist durch unreflektiertes und oft unkontrolliertes Konsumverhalten, was die Schule aber nicht komplett auffangen könne.
Im Anschluss an die Zeitreise der Schulleiterin erklärte Marvin Axtmann, Polizeioberkommissar am Polizeirevier Hockenheim und zuständig für Kriminalprävention, anhand einer „typischen“ Situation, wie sie immer wieder z. B. in einer 7. Klasse vorkommen kann, wie leicht es passieren kann, dass unabsichtliche oder leichtfertige Aktivitäten in sozialen Netzwerken oder Chats in Einzelfällen bis hin zu einer Sicherstellung sämtlicher Computer und Handys der ganzen Familie führen können. Besonders dann, wenn es sich um den Besitz oder Versand von gewaltverherrlichenden oder sogar kinderpornographischen Bildern oder Videos handelt. In diesen Fällen sind die Sicherstellung aller Geräte und weiterführende Ermittlungen der Polizei meist unumgänglich. Dies, so ergab ein Blick in die Runde der erstaunten anwesenden Mütter und Väter, war in dieser Deutlichkeit für die Meisten dann doch neu und für den Moment machte sich dann auch Betroffenheit breit. Eine Überschlagsrechnung, dass Schulkinder durchschnittlich deutlich über eintausend Stunden (!) im Jahr mit dem Smartphone verbringen, ergänzten die Ausführungen des Kommissars gefolgt von einem Appell, die Kinder bei der Nutzung von Smartphones anzuleiten und auch immer wieder hinzuschauen, was denn so in den ganzen Stunden überhaupt gemacht wird.
„Einem 10-Jähren Schüler „ohne weiteres“ ein Smartphone in die Hand zu drücken und mit „freier Fahrt im Internet“ auszustatten, ist in etwa das Gleiche wie einem 17-jährigen Fahrschüler den Schlüssel eines vollgetankten Sportwagens zu überreichen und ab dann nicht mehr hinzuschauen“, veranschaulichte der Organisator der Veranstaltung, Gisbert Loff, in seinem Vortrag das Problem. Der stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende an der THRS war und ist als Diplom-Informatiker seit vielen Jahren beruflich an vorderster technischer Front im Internet „unterwegs“.
Für die Eltern gab es praktische Tipps, wie sie den Umgang mit Smartphone bzw. den damit verbundenen Risiken im heimischen WLAN sinnvoll gestalten und die möglichen technischen Komponenten richtig einrichten. Zusätzlich zu den strafrechtlichen Aspekten griff Loff dabei auch die weiteren Risiken wie das mittlerweile auch wissenschaftlich bestätigte Suchtpotential, Abzocke, Mobbing im Schutz vermeintlicher Anonymität oder den Konsum von nicht altersgerechten oder extremistischen Inhalten auf.
Letztendlich fokussiert auf die Frage „WER macht WANN und WIE LANGE WAS im Netz“ wurden Einstellmöglichkeiten am heimischen Internet-Router vorgestellt, um einen zeitlichen und inhaltlichen häuslichen Rahmen für die Internetnutzung zu gestalten sowie auch die vielfältigen Einstellmöglichkeiten an Smartphones dargelegt. Die anwesenden interessierten Eltern konnten so ihr technisches Verständnis ergänzen, auch um im Zweifelsfall mit Ihren Kindern, die oftmals „viel weiter“ sind in der Materie, auch „mithalten“ zu können. Bisweilen, so berichtete der Referent, käme es zeitweise „zu einem Wettrüsten“ zwischen Eltern und Kindern.
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer auch noch untereinander und tauschten Ihre eigenen Erfahrungen aus.