Wie gelingt die Digitalisierung an Schulen - für die SchülerInnen und Schüler, für die Lehrkräfte, für die Schulträger? Wie kann das alles umgesetzt werden? – Geredet wird vor allem auf Seiten der Politik sehr viel. Für die Umsetzungen vor Ort aber gibt es keine einheitliche Baupause. Zu lange war das Thema in alleiniger Verantwortung der Schulen und Kommunen vor Ort. Bei den einen klappts, bei den anderen hapert es noch gewaltig. Die Theodor-Heuss-Realschule (THRS) hat mit ihrem HeussLab-Konzept einen Lösungsansatz geschaffen, der schon zum zweiten Mal international vorgestellt wurde. So konnte Manuel Altenkirch, Realschulkonrektor der THRS und Mitbegründer des HeussLab, das Hockenheimer Vorzeigemodell auf den EDU|days 2023 in Krems an der Donau in Österreich vorstellen.

Die Internationale Tagung, die als Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, der Universität für Weiterbildung Krems und des österreichischen Bundesminsiteriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung organisiert und gefördert wird, hat das Ziel, Lehren und Lernen mit digitalen Medien an den Schulen kritisch zu reflektieren und Impulse für einen optimalen Einsatz zu setzen. Die Zielgruppe sind Lehrende aus Schulen und Hochschulen aus Österreich und den Nachbarländern.

„In Zeiten rasanter technologischer Entwicklungen ist es wichtiger denn je, sich mit den Chancen und Herausforderungen auseinanderzusetzen, die diese Veränderungen für die Bildung mit sich bringen“, schreibt Magister Friedrich Faulhammer, Rektor der Universität für Weiterbildung Krems. Technologie in der Form digitaler Werkzeuge erweitere den Handlungsspielraum. Diese benötigten aber eine fundierte Auseinandersetzung mit deren didaktischen Implikationen und deren möglicher Rolle im Unterrichtseinsatz.

Und hier konnte Manuel Altenkirch ansetzen. „Die digitalen Werkzeuge haben wir im HeussLab in Hockenheim. Und gerade die Coronazeit haben wir genutzt, zu überlegen, wann und wie und mit welchem Ziel wir diese Technologie einsetzen können“, sagt er. Im Bereich des Unterrichts machten Werkzeuge und Methoden beispielsweise mit dem Greenscreen, Podcast Studio oder die Virtual-Reality -Brille dann Sinn, wenn es einen Mehrwert zum sonstigen Unterricht hat. „Eine von Schülern produzierte Mini-Erklär-Video-Dokumentation über ein Geschichts- oder Politikthema ist didaktisch wertvoller als die drei Aufgaben zu einem Text im Buch, weil am Ende ein authentisches digitales Produkt steht, das vielleicht sogar im digitalen Raum öffentlich zugänglich sein kann. Bei einem solchen kognitiven, aber auch kreativen Lernprozess ist der Lerneffekt einfach höher“, erklärt Altenkirch. Das HeussLab generiere diesen Lern-Mehrwert über das „digitale Lernprodukt“, das die Schüler erst herstellen. Didaktisch sei man hier auf der Ebene der Handlungs- und Produktionsorientierung, aber eben viel authentischer und damit lerneffektiver.

Einen anderen Bereich stellte Altenkirch, ebenso Lehrbeauftragter für Grundlagen der Medienbildung an der PH Heidelberg, aber auch heraus. Das eine nämlich sei die Seite die Schülerinnen und Schüler, die andere Seite seien aber die Lehrkräfte, die ja mit diesen Tools, mit denen man Videosequenzen schneiden oder den Greenscreen bedienen kann, auch umgehen müssen. „An der THRS fahren wir hier ein Konzept der internen Fortbildung, d.h. die Lehrkräfte können sich in Minifortbildungen von- und miteinander in einem digitalen Tool üben, trainieren und fortbilden“, erläutert Alternkirch. Eine andere Möglichkeit sei die „Projektbetreuung“ durch das HeussLab-Team, bei dem dann Klassen mit Ihren Lehrkräften bei ihren Projekten betreut und unterstützt werden. – Klar sei, dass das unterm Strich ein Mehraufwand sei, es sei aber auch ein anderes Lernen und Lehren.

Dass langfristig bei allen Facetten des Themas Digitalisierung an Schulen, die immer noch oft zu viel und alleine an Lehrkräften hängen bliebe, auch Unterstützung durch die Politik kommen müsse, auch personell und aufgabenentlastend, das war zumindest auch Konsens bei vielen Zwischengesprächen auf den EDU|days 2023 in Krems – und auch Österreich tue sich hier ähnlich schwer, wie die Kultusabteilungen der deutschen Bundesländer, auch wenn im Donau-Alpenland mit verschiedenen Modellschulen und Entwicklungsansätzen mutiger probiert und evaluiert werde, als in deutschen Landen.