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Debattieren, abwägen, entscheiden: Neuntklässler lernen Bundestag
Das Grundgesetz, die deutsche Verfassung, gilt seit nunmehr über 75 Jahren. Aber wie funktioniert die Demokratie in Deutschland überhaupt? Die Theodor-Heuss-Realschule und die Landezentrale für politische Bildung wollen Demokratie, Politik und den politischen Alltag erlebbar und damit nachvollziehbar machen.
Gleich eine ganze Woche – pro Klasse ein Tag – konnten die neunten Klassen zu einem bestimmten Thema debattieren, Argumente Sammeln, abwägen und entscheiden: „Bundestag macht Schule“
Bei diesem handlungsorientierten und praxisnahen Planspiel übernehmen Schüler ein Abgeordnetenmandat und fügen sich in ihre Rolle sowie in die jeweilige Parteiposition ein.
Das Planspiel fand in einer besonderen Atmosphäre statt: mit Unterstützung von Christoph Henninger, Referent des Oberbürgermeisters, konnte man im Rathaus Hockenheim den Bürgersaal gewinnen, jener Ort, wo in Hockenheim auf kommunaler Ebene Politik gemacht wird und wo über Themen demokratisch gestritten und entschieden wird.
Wissen eineignen – Meinung entwickeln – Haltung zeigen
Das Szenario des Planspiels selbst war eine fiktive, aber authentische Gesetzgebungsinitiative: „Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf eingebracht, den Verkauf aller Arten von Alkohol an Jugendliche zu verbieten und Werbung dazu zu beschränken.“ – Ausgestattet mit zahlreichen wissenschaftlichen Informationen über Alkohol, dessen Wirkung und Konsum unter Jugendlichen, zur aktuellen Gesetzeslage, aber auch zu der Rolle von Alkohol in Gesellschaft und Wirtschaft ging es daran, die eigene Expertise zu schärfen, um sich eine Meinung bilden zu können – denn Fakten sind die Basis einer glaubwürdigen Meinung.
So ganz frei war diese im Planspiel aber nicht, denn in der Rolle der Abgeordneten gehörten die Schülerinnen und Schüler auch verschiedenen Parteien und Fraktionen an, die natürlich alle andere Haltungen und Schwerpunkte zu dem Thema besitzen. In verschiedenen Runden ging das Gesetz seinen Weg: mit viel Diskussion in imaginären Treffen und Ausschüssen, bis am Ende ein Gesetz verabschiedet wurde.
Bei der 9b mit ihrer Lehrerin Dr. Anke Schubert zeigte sich zudem auch Oberbürgermeister Markus Zeitler und stellte kurz die digitale Ausstattung des Bürgersaals vor. Er betonte die Wichtigkeit der Demokratie und Meinungsfreiheit in unserer heutigen Zeit und das Kompromisse dazugehörten. Seine Bitte an die Klasse: „Beteiligt euch an unserer Demokratie!“ Ein kleiner Beitrag, den die Stadt in der Demokratiebildung an den Schulen geben könne, sei die Umsetzung des Planspiels im Rathaus.
Kompromisse sind in der Demokratie nötig
Am Ende des Planspiels wurde das endgültige Gesetz vorgestellt. Interessant dabei: Kompromisse wurden fast immer ausgehandelt und viele Jugendliche sprechen sich grundsätzlich für schärfere Alkoholkontrollen und -verbote aus – ein für die Realität eigentlich gutes Zeichen in Richtung Verantwortungsbewusstsein!
Auch die Rückmeldungen der Schüler waren differenziert. Klara aus der 9b meinte: „Klar, manche haben evtl. nicht bekommen, was sie wollten, aber so ist das eben beim Gesetzgebungsprozess. Man muss Kompromisse eingehen.“ Und während sich Amelia gut in ihre Rolle hineinversetzen konnte, jedoch fand, dass Kompromisse zu finden schwierig und langatmig sei, meinte Lea: „Das Schwerste war, Meinungen der Rollen zu vertreten, die man im normalen Leben nicht vertritt.“
Ja, dass Demokratie und das Ringen um Kompromisse anstrengend ist, ist ein zentraler Lerneffekt, den in der Realität übrigens auch alle Politiker machen müssen. Aber der Kompromiss ist besser als unvereinbare Positionen, die am Ende nicht mehrheitsfähig sind. Und am Ende muss es die Mehrheit sein, die entscheidet – ein wesentliches Merkmal der Demokratie.