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Debattieren, politisieren, abstimmen – Bundestag macht Schule an der THRS
Bundestag, Bunderat, Gesetze, Parteien, Interessenvertretung, Regierung, Politik… alles Begriffe, mit denen der politisch Interessierte leicht umgehen kann – für Jugendliche und Schülerinnen und Schüler, die womöglich im Gemeinschaftskundeunterricht zum ersten Mal mit dem Thema Politik in Berührung kommen, sind die Zusammenhänge der Politik und der Weg zu einer politischen Entscheidung oft kompliziert und nicht immer einfach durchschaubar.
An der Theodor-Heuss-Realschule konnten daher die Referenten der Landeszentrale für politische Bildung (lpb) beim Planspiel „Bundestag macht Schule“ den Kids der Klassen 9a und 9b praktische Lernunterstützung geben. Lernen durch selbst erleben ist die Devise!
Beim Planspiel schlüpfen die Schülerinnen und Schüler in Rollen von Abgeordneten verschiedener (erfundener) Parteien, die sich im Spielprozess auf ein Gesetz einigen sollen – mit rollenspielerischen Ausschusssitzungen, Plenarsitzungen, Experteninput, interfraktionellem Austausch, Kompromissen und allen politischen Phänomenen, die ein Gesetzesprozess mit sich bringt.
Der ausgedachte, aber konkrete und schülernahe Gesetzentwurf thematisiert ein absolutes Alkoholverbot für Jugendliche, zu dem die Jugendlichen in den Rollen und Positionen von Abgeordneten agieren.
In den imaginativen Fraktionen (z.B. „Christliche Volkspartei“ CVP, Ökologisch-Soziale Partei ÖSP oder die Partei für Deutschland PfD) wird intensiv diskutiert. Und in der Rolle einer junge, aber traditionellen Abgeordneten mit Kindern hat man eine andere Ansicht als etwa die Position des kinderlosen Rentners mit 67. Dabei müssen Werte und Grundsätze wie Gesundheit, Verantwortung von Jugendlichen, Eltern und Staat sowie freier Markt und Wettbewerb, und Konsequenzen bei Verstößen mit- und gegeneinander abgewogen werden.

Argumente und Befindlichkeiten
So entstehen erst innerhalb der fiktiven Fraktionen, später auch in den planspielerischen Ausschüssen und der Bundestagssitzung lebhafte Diskussionen, deren Debattenkultur durchaus auch jenen im richtigen Bundestag ähneln, in denen ja neben sachlichen Argumenten auch immer wieder auch Befindlichkeiten ausgetauscht und mitdebattiert werden. Und ebenfalls ähnlich zum aktuellen Gebahren der einen oder anderen Fraktion im richtigen Bundestag fällt auch mal so manche Gesprächsregel und Gepflogenheit unter den Tisch.
Immerhin: die Abstimmungen der verschiedenen Änderungsanträge zum Gesetzesvorschlag verlaufen ordentlich, für die Mehrheiten sind bereits im Vorfeld Koalitionen und Kompromisse gesucht worden.
Der finale demokratisch erarbeitete Beschluss: in der 9b sieht das virtuelle Gesetz zum Alkoholkonsum nun vor, dass der Verkauf von alkoholischen Getränken pro Person auf zwei Flaschen beschränkt ist und der Alkoholwert solcher Getränke auf 8% begrenzt ist. Zusätzlich wird die Werbung verschärft: Analog zu Tabakwerbung sollen aufklärende Bilder, Folgen und Triggerwarnungen bei Werbung enthalten sein.
In der Abschlussreflexion hadern einige Schüler mit ihrer Rolle, die in ihrer Vorgabe den eigenen Positionen widersprechen. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir freier diskutieren, nicht nur so nach Regeln in den Ausschüssen“, ist eine weitere Rückmeldung. Grundsätzlich sind die Jugendlichen aber mit dem Ergebnis zufrieden: die engen Rederegeln gäben eine gute Basis für einen demokratischen Austausch.
Und auch die Vermutung, dass eine richtige Debatte im echten Bundestag länger dauere, formeller sei, die Abgeordneten mehr Expertisen hätte, wurde geteilt und stimmt ja auch.
Interessant: in der Schülerdebatte gibt es weniger Kommunikationshemnisse unter den einzelnen Parteien als bei den echten Parteien, die untereinander im Bundestag ja teilweise Zusammenarbeitsverbote durchsetzen. Auch der Fraktionszwang wird mitunter als schwierig beurteilt, wenn es um Sachthemen geht. „Wieso können nicht alle miteinander reden?“