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„Ja, genau, dafür braucht ihr das!“, ruft Jens Adamer in die Runde, „Ohne Mathe könntet ihr nicht mal mit den Smartphones daddeln.“
Jens Adamer, Wirtschaftspädagoge, ist einer beiden Coaches, die die Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim in die Welt der Metall- und Elektrobranche mitnehmen. Bei der CNC-Fräse, die als Vorführprodukt ein Aluminiumstück zu einem Herz zurechtfräst, schafft er die Überleitung zum Matheunterricht.
Denn um die Fräse einzustellen, müsse man dem Fräsroboter sagen, wie hoch, wie tief und wo lang er fräsen soll und das gehe nur über die Koordination von Punkten in einem Koordinatensystem mit drei Achsen… – aber da rauchen einigen schon wieder sichtlich die Köpfe, immerhin hapert es bei einigen Lernenden bereits bei einem zweiachsigen Koordinatensystem mit X- und Y-Achse. Doch nicht wenige sind fasziniert, staunen, mit welcher Präzision die Maschine das Aluklötzchen zurechtbiegt du wie das alles am Ende funktioniert. Maschinen und Digitalisierung sind zumindest im Truck schon angekommen.
Doch der Reihe nach. Der Truck war nur ein Element der beiden „Tage der Berufsorientierung“ an der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim.
„Berufsorientierung ist so wichtig, wie nie“, sagt Damir Planic. „Wir wollen unsere Jugendlichen an die Hand nehmen, berufliche Perspektiven aufzeigen, coachen und für Situationen im Bewerbungsprozess trainieren, damit die Berufswahl gelingt.“ – Planic ist Lehrer an der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim unter anderem für das Fach WBS (Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung). Zusammen mit seinem Kollegen Michael Zuber hat er ein ganzes Berufsorientierungs-Bundle aus vielen multiperspektivischen Angeboten und Workshops auf die Beine gestellt, die alle Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen durchliefen. „Mit der Aktion wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern die Chance geben, Einblick in unterschiedliche Berufe zu erhalten. Wir wollen ihnen damit neben den schon etablierten Angeboten zur beruflichen Orientierung, beispielsweise den Betriebspraktika, eine weitere Möglichkeit zu geben.“, meint Zuber.
Und diese Angebote konnten sich sehen lassen: so vermittelte unter anderen Lisa-Marie Gotthardt von der AOK bei einem Benimm-Coaching nicht nur, dass die Jogginghose und die laxe Jugendsprache mit „Digga“ oder „ey“ eben einem erfolgreichen Bewerbergespräch eher abträglich ist. Aber das wussten die meisten zum Glück schon. Tatsächlich ging es um Techniken, wie man auftritt, wie man spricht, wie man mit Schüchternheit oder unverhofften Fragen des Arbeitgebers umgehen kann.
Gleichzeitig konnte die Arbeitsagentur die Jugendlichen für und mit einem Assessment Center fit machen für die Bewerberrunden der größeren Unternehmen, in denen das Assessment Center das zentrale Auswahlverfahren darstellt.
Richard Damian und seinem Team vom „Hotel am Hockenheimring“ stellte in Kurzvorträgen und mit allerlei Einblicken hinter den Kulissen die Gastronomie- und Hotelbranche vor, sowie Herausforderungen, Anforderungen, Weiterbildungs- und Verdienstmöglichkeiten. Interessant sei der Gastronomiebereich, weil vom Management, über Dienstleistung oder Handwerk (z.B. Koch) Vieles ineinandergreife. Dabei wurde im Gespräch deutlich: die Gastrobranche hat großen Personalbedarf.
Was die WBS-Lehrkräfte Zuber und Planic aber außerordentlich freute, war, dass es gelungen ist, in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer regionale Betriebe aus dem Frisör-, Konditor-, Anlagenmechaniker-, Maurer- oder Metallbauerhandwerk an die Schule zu holen – einem Berufsbereich, der aktuell am meisten unter Fachkräftemangel leidet.
Und am sichtbarsten war dann doch der M.E.-Berufe-Truck, der gegenüber der Schule auf dem Parkplatz an der Arndtstraße für drei Tage sein Dach aufschlug. Mit diesem fahrenden Lern-Labor, dessen Wände und Decken seitlich und nach oben ausgefahren werden, hat der Arbeitgeberverband Gesamtmetall der Metall- und Elektroindustrie im wahrsten Sinne des Wortes richtig „aufgefahren“: Elektronik, Schaltungen, Metallbearbeitung, Fertigungstechniken und Robotik werden digital oder eben ganz praktisch – u.a. mit einem programmierbaren Roboterarm – vermittelt.
Und während unten entdeckt, gestaunt und experimentiert wurde, konnte im oben befindlichen „Klassenzimmer“ Adamers Kollege Wolfgang Thurner den Schülern zeigen, in welche Richtung es nach der Schule gehen kann, was man braucht und vor allem, was hinter Berufsbezeichnungen wie „Zerspanungsmechaniker“ oder „Verfahrenstechnologin“ steckt. Auch in der Metallindustrie gibt es Fachkräftemangel und die Werbetrommel wurde im M.E-Berufe-Truck kräftig gerührt – immerhin könnten einige der Realschülerinnen und -schüler, da sie ja das Fach Technik in der Realschule haben, an ihr Können direkt anschließen.
Die beiden Organisatoren, denen es gelungen ist, alle Angebote in einen zeitlichen Ablauf zu bringen, sind guter Dinge. „Das Thema Berufe ist oft noch eine weiße Landkarte und man merkt dann schon, wie sich diese Landkarte nach diesen beiden Tagen gefüllt hat“, meint Damir Planic. „Am Ende geht es darum, dass die Jugendlichen ihre Berufslandkarte für ihren weiteren Weg nutzen“, fügt Zuber hinzu.
Der Dank der beiden geht auch an alle Mithelfer, Referenten und Coaches, ohne die eine solche Veranstaltung gar nicht durchführbar gewesen wäre. Die beiden Kompakttage fanden in der Form an der THRS das erste Mal statt. Ziel sei es aber, diese Veranstaltung zu verstetigen und im jährlichen oder zweijährigen Rhythmus zu organisieren und stattfinden zu lassen.