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Ziele, Fleiß, Wille – ein Interview mit Aleks Milkov Zidarov
Erst kürzlich haben die „fertigen“ Zehntklässlerinnen und Zehntklässler ihren Realschulabschluss erhalten.
Aber unter ihnen war auch jemand, der ganz persönlich einen großen Erfolg feiern kann. Der sechzehnjährige Aleks Milkov Zidarov kam vor erst drei Jahren aus Bulgarien nach Hockenheim – ohne Deutschkenntnisse.
Aus Kardschali im Süden des Landes, das im Grenzgebirge zu Griechenland, den Rhopoden, liegt, migrierte die Familie nach Deutschland. Er teilt damit sein Schicksal mit nicht wenigen jungen Familien, die aus Bulgarien, das seit 2007 zur Europäischen Union gehört, nach Mitteleuropa auswandern.
Mit viel Fleiß und Wille hat er sich durchgeboxt, zuerst in der Vorbereitungsklasse (VKL) an der Theodor-Heuss-Realschule, dann schon recht schnell in einer ganz normalen Regelklasse, in der er wie alle anderen auch zu gleichen Bedingungen geprüft wurde. Aleks Geschichte ist eine, die zu selten erzählt wird, aber eine Geschichte, die erzählt werden sollte. Eine Geschichte von Migration und Hindernissen aber auch von Zielen, Lernwillen und letztlich Erfolg. Sein Ethiklehrer Robin Pitsch hat mit Aleks ein Interview geführt. Allerdings musste ihm versprochen werden, dass im Interview die „grammatisch verbesserte Fassung“ abgedruckt wird. Denn selbstkritisch wirft der groß gewachsene, aber ruhige und bescheidene Exschüler ein: „So gut ist mein Deutsch leider noch nicht.“
Auf die Frage, was an der Theodor-Heuss-Realschule anders sei, als an der Schule in Bulgarien, antwortet er: „Die Lehrer hier sind höflicher als in Bulgarien und sie sagen dir auch deutlich und genau, was man für Klassenarbeiten oder Tests lernen muss – in Bulgarien war das nicht so.“
Welche Schwierigkeiten (außer der Sprache) hattest du in Deutschland?
„Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten, Freunde und Kontakt zu finden, ich habe ja kein Deutsch gesprochen. Aber mittlerweile ist es besser, ich habe gerade auch in der Schule und in der Klasse viele Freunde gefunden und das macht es natürlich auch leichter, Deutsch zu lernen, weil man sich ja unterhalten kann oder auch fragen, wenn man etwas nicht versteht oder ein Wort nicht weiß.“
Wie hast du es geschafft, so gut Deutsch zu lernen?
„Ich habe ein Ziel, nämlich, dass ich jeden Tag so viel wie möglich Deutsch reden kann und jeden Tag neues Wort lernen darf.“
Was sind deine Lieblingsfächer aktuell in der Schule? Was begeistert dich an ihnen? Haben diese Fächer auch etwas mit deinen Hobbies zu tun?
„Meine Lieblingsfächer sind Mathe und Englisch. Mathe macht Spaß, weil man in diesem Fach Probleme lösen muss. Und English ist für mich wichtig, denn ohne Englisch hätte ich in meinem ersten Jahr in Deutschland wirklich nicht kommunizieren können.“
Was war die größte Herausforderung in einer bisherigen Schulzeit?
„Ehrlich gesagt war meine größte Herausforderung bislang der Stress vor den Prüfungen, weil man da sehr viel auf einmal lernen und dann auch können muss. Da hat mich die Sprache auch ganz schön herausgefordert.“
Auf was bist du besonders stolz?
„Ich konnte in der kurzen Zeit mein Deutsch verbessern und habe die Prüfung zum Realschulabschluss gepackt. Das war für mich – aber bestimmt für meine Mitschüler ja auch – eine große Herausforderung, die man erstmal meistern muss. Ich habe das und darauf bin ich schon ein bisschen stolz.“
Du hast jetzt einen Realschulabschluss. Was sind deine nächsten Ziele? Welchen Berufswunsch hast du?
„Mein nächstes Ziel ist, mein Abitur zu schaffen, das will ich an einer weiterführenden Schule in Wiesloch angehen. Und danach will ich für meinen Traumberuf studieren – ich möchte gerne Softwareentwickler werden!“
Welche Tipps würdest du Kindern empfehlen, die neu nach Deutschland kommen und sich (wie du) nun an der Schule zurecht finden müssen?
„Mein erster Tipp wäre, dass sie grundsätzlich so viel Deutsch reden, wie möglich. Dazu habe ich noch drei Tipps. Erstens: wenn du etwas nicht verstehst, hab keine Angst und frage nach! Zweitens: Lerne jeden Tag ein neues Wort. Drittens: Schaue deine Serien, deine Filme auf Youtube oder im Fernsehen auf Deutsch! Dann alles wird mit der Zeit kommen.“
Das Deutschlernen ist für Aleks ausschlaggebend. Das Beherrschen der Sprache des Landes, in dem er leben und arbeiten will und wird, steht bei ihm ganz oben auf der Prioritätenliste. Und er weiß ganz genau, dass sein Weg bislang eine große Herausforderung war und noch sein wird. Aber er ist zuversichtlich und hält an seinem Ziel fest. „Es ist wichtig ein Ziel zu haben“, sagt er. Ein weiteres Ziel – darüber grübelt er zumindest etwas nach – ist, neben seiner ursprünglichen bulgarischen Staatsbürgerschaft auch die deutsche zu erlangen.
Wir wünschen Aleks auf seinem Lebensweg alles Gute. Chancen auf die Erfüllung seines Berufswunsches hat er hier in der Rhein-Neckar-Region mit den hiesige Software-Riesen und den kleineren spezialisierteren Unternehmen allemal. Und wenn man ihn so sprechen hört, so glaubt man daran, dass dieser junge Mann seinen Weg gehen wird.